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Conny Maier: TENNIS TO SOCIETY – Katalogtext

„Sind die Gewinner Flowers schon ready?“

„TENNIS TO SOCIETY“ heißt die neueste Serie von Conny Maier und zeigt Darstellungen von Spielern des Prestigesports. Ihre Figuren lässt sie merkwürdig verdrehte Posen vollführen; die Körper wirken schlaksig, alles andere als durchtrainiert. Bälle sind überall auf dem Court verteilt, fliegen wahllos durch die Luft – den Regeln eines Matches scheinen sie indes nicht zu folgen. Nachdem Conny Maier sich in ihren letzten Serien „Coke First“ und „The cosy fire. Alles GUT – Nothing Matters“ mit gesellschaftskritischen Fragen zur Identität und sozialen Stellung auseinandergesetzt hat, präsentiert sie mit ihren neuen Arbeiten ein vermeintlich seichtes Sujet. Mit der Hinwendung zum Sport habe sie sich thematisch etwas Leichterem zuwenden wollen, erzählt die Berliner Künstlerin.

Der für Maier typische Stil mit seinem scharfsinnigen Humor verrät aber schnell, dass es sich hierbei um deutlich mehr als um Szenen vom Center Court handelt. Als genaue Beobachterin kultureller Verhaltensmuster und entsprechender Codes zeigt die Künstlerin erneut Brüche einer Welt auf, die mit ihrem Eurozentrismus längst überholt scheint. Der „weiße Sport“ hat eine lange Tradition, wo in der Abgeschirmtheit des Vereinswesens für gewöhnlich nur einem kleinen Kreis von Auserwählten Zutritt gewährt wurde. Maier konterkariert die ungeschriebenen „Gesetze“ des elitären Zirkels – so gehören bei ihr farbige Spieler mal nicht der Minderheit an.

Mit ironischem Duktus hat Conny Maier Figuren geschaffen, deren indifferenter Gesichtsausdruck wenig entschlossen und schon gar nicht siegessicher wirkt. Die weit aufgerissenen Münder scheinen eher eine Frage als ein Ausrufezeichen zu formulieren. Die eindeutig sexuelle Konnotation macht nicht nur deutlich woher der Sport eigentlich einmal kam, sondern betont zudem die absolute Passivität der Spieler. Die Gewinnerpose verkommt bei Maier zur lahmen Geste, in naiver Manier wird der Ball als Trophäe präsentiert. Unbeholfen suchen die Spieler die richtige Position auf dem Court; sie sitzen, hocken, stecken den Kopf zwischen die Beine, den Ball in den Mund. Als hätte ihnen niemand erklärt wie dieses Spiel und ihre Regeln funktionieren.

Maier arbeitet aber nicht nur die Widersprüche innerhalb einer geschlossenen und privilegierten Gesellschaft heraus. Sie zeigt wie der moderne Lifestyle als solcher in Bedrängnis gerät, ohne dass deren Protagonisten dem etwas entgegen zu setzen hätten. Ihrer Schläger beraubt, verharren die Spieler in Gleichgültigkeit – Stellung wird nicht bezogen. Absolut treffsicher identifiziert Maier auch in ihrer neuesten Serie wieder die Konstruktion und Konstruiertheit gesellschaftlicher Schichten. Mit viel Witz und beißender Kritik macht sie deutlich, dass sich an der Grundlinie nicht nur entscheidet, ob der nächste Ball ins Aus fliegt.

 „Jetzt aber erstmal nice ’ne Kippe auf den Run. Zahlen please.“

 

 

Bild: Conny Maier: Der Tennispieler, 2017
©Conny Maier