Grit Richter: Sometimes it lasts forever. And ever.

Grit Richter – Sometimes it lasts forever. And ever.

Galerie Tanja Wagner freut sich neue Arbeiten von Grit Richter zu zeigen.

Grit Richters Installationen bilden eine Verbindung aus Malerei, Skulptur sowie Wand- und Stoffarbeiten, die den ganzen Raum bespielen und einnehmen. Sie sucht in ihren Arbeiten immer wieder die Figuration in der Abstraktion, nähert sich ihr an und entfernt sich wieder. Ihre tragisch-komischen Figuren und Situationen formen sich aus geometrischen Linien und Farbflächen, die von opaken Gebilden und Strukturen verdeckt, geschützt oder vorgeführt werden.

Genähte Vorhänge, teils einfarbig, teils patchworkartig, markieren die Wand des ersten Galerieraumes. Sie bieten Schutz und dienen gleichzeitig als Bühnenbild für die Skulpturengruppe Sometimes it lasts forever. And ever. Eine Gruppe abstrakter Figuren aus grau eingefärbtem Gips steht sehr eng beieinander auf einer braungetönten Glasplatte. Die Skulpturen sind jeweils in Gussformen aus Stoff entstanden, deren Enthüllungen einem chirurgischen Eingriff gleicht, in dem die Stoffhülle langsam und präzise abgelöst wird. Einige fragile Figuren der Skulpturengruppe können nicht alleine stehen und müssen von anderen, kräftigeren gehalten werden – dennoch bleiben sie wichtiger Teil der Gesamtkonstellation.

Die Arbeiten Cloudbusting und Der längste Tag hängen in einem weiteren Raum und sind als Gegenüberstellung entstanden. Farbige Flächen auf der Wand führen die Bilder weiter und verknüpfen Raum und Werk. Cloudbusting zeigt einen warbernden Korpus, der von Farbflächen in Schach gehalten wird und doch zu schweben scheint. Der längste Tag treibt die Loslösung der Figuration weiter: ein großer schwarzer Punkt als absolute geometrische Form ist auf einem verwaschenen braun-grünen Hintergrund zentral im Bild platziert. Dem gegenüber steht ein strahlend-heller kleiner Punkt. Wie ein Segel teilt ein blaues Feld das Bild diagonal, das wiederum von einer Wellenlinie gekreuzt wird. Während Cloudbusting trotz seiner Farbigkeit eine besondere Schwere und Unbeweglichkeit aufzeigt, geht von Der längste Tag eine kraftvolle Ruhe aus.

Im dritten Raum liefern Farbflächen den Hintergrund für das Bild And The Audience Was Freaking Out. Eine runde Figur zeichnet sich auf einem fast schwarzen Hintergrund ab. Sie steht erhöht und exponiert auf einem kleinen Rechteck. Bunte Halbkreise überdachen die Szene am oberen Bildrand. Leuchtende Streifen treten aus dem dunklen Hintergrund heraus und deuten Bühnenbretter an. Ein großer violetter Kreis verblendet die Sicht auf den Kopf – was wird aufgeführt?

Home ist aus unterschiedlichen Stoffquadraten schachbrettartig zusammengenäht, die teilweise besprüht, bemalt oder gefärbt wurden. Wie eine Fahne hängt die Arbeit von der Decke bis zum Boden. Ausgangpunkt der Arbeit war die Neubausiedlung, in der Richter aufgewachsen ist. Die einzelnen Wohneinheiten mit ihren Bedürfnissen, Sorgen und Besonderheiten spiegeln sich in den einzelnen Quadraten.

Grit Richters Arbeiten entstehen aus der Verbindung von bewussten und unbewussten Erinnerungen sowie emotionalen Mustern und Prägungen von Individuum und Kollektiv. Sie sucht Bilder und Räume für das Unsagbare und formuliert Essenzen, die auch formal mehrdeutig bleiben. Ihre abstrakten Figuren dienen dabei als Platzhalter mit dem Versuch dem Ungreifbaren eine Gestalt zu verleihen, es dingbar zu machen und die somit auf eine skurrile, humorvolle Art tröstlich wirken. Ihre Werke weisen eine Offenheit bei gleichzeitiger Vielschichtigkeit, Dichte und Intensität auf, die Richter durch Reduktion schafft und in der Abstraktion findet.

Ausstellung: 21. Juni – 27. Juli 2013
Ort: Galerie Tanja Wagner, Pohlstr. 64, 10785 Berlin

Foto: © Paula Winkler, mit freundlicher Genehmigung von Galerie Tanja Wagner, Berlin

Galerie Tanja Wagner is pleased to present new works by Grit Richter.

Grit Richter’s installations combine painting, sculpture as well as wall painting and drapery that engage in the entire space. In her work, the artist is constantly seeking figuration in abstraction. Her tragic yet comical figures and situations are formed by geometrical lines and colour fields that are covered, protected and structured by opaque shapes and formations.

Monochromic and patchwork drapery mark the wall in the first room of the gallery. They provide shelter and serve at the same time as a stage setting for a group of sculptures, entitled Sometimes it lasts forever. And ever. Abstract figures made of grey plaster are standing closely together on a brown tinted glass plate. The sculptures are formed in fabric casting moulds, which is peeled off in a very slow and precise process that resembles a surgical intervention. Some fragile figures of the group are not able to stand on their own and have to be held by stronger ones – however they are an important part of the entire constellation.

Cloudbusting and Der längste Tag are installed as a pair in the adjacent room. A field of light blue connects the work with the space. Cloudbusting shows a wafting corpus that is kept in check by coloured blocks and yet seems to float. Der längste Tag carries on the disentaglement of the figuration: a large black dot as the absolute geometrical form is located in the center of the painting on a brown-green background. A glowing light dot is positioned as a counterpart above the black one. A blue panel is splitting the image diagonally and is being crossed by a wavy line. Whereas Cloudbusting in contrast to its colourfulness is depicting a particular gravity and immobility, Der längste Tag conveys a powerful calmness.

Coloured areas provide the background for the work And The Audience Was Freaking Out. A round figure emerges on an almost black background. It stands elevated and exposed on a small rectangle. Multicoloured semi-circles canopy the scenery, lucid stripes come out of the dark background. A large violet circle blinds the view onto the head – what is being performed?


Home is a drapery made of numerous different squares of fabric that is sewed together like a chess board which are partly sprayed, painted or dyed. Hanging like a flag the work is installed from the ceiling to the ground. Starting point for the piece was the housing development in which Richter grew up. Each living unit with its individual needs, worries and characteristics are reflected in the single squares.

Grit Richter’s works evolve out of the alliance of conscious and unconscious, individual and collective memories as well as emotional patterns. She seeks images of spaces for the unutterable and articulates essences that also stay formally ambiguous. Her abstract figures serve as a placeholder trying to give form to what is elusive, to make it concrete and thus become comforting. Her work displays an openness and at the same time a complexity and density that she induces by reduction and finds in abstraction.

Exhibition: June 21 – July 27, 2013
Venue: Galerie Tanja Wagner, Pohlstr. 64, 10785 Berlin

Photo: © Paula Winkler, Courtesy Galerie Tanja Wagner, Berlin