Die Berliner Galerie Contemporary Fine Arts widmet dem Künstler Christian Jankowski eine umfassende Einzelausstellung.
Eine Schlange von Vertretern der Presse mit Kamerateams: Das ist ein seltener Anblick bei einer Ausstellungseröffnung, zumal in einer Privatgalerie. Die Ausstellungsankündigung hatte bereits für Überraschung gesorgt: Die Berliner Galerie Contemporary Fine Arts zeigt eine Retrospektive von Christian Jankowski, kuratiert von Nina Hoss. Da ist der Rummel vorprogrammiert.
Christian Jankowski, Jahrgang 1968, ist bekannt als der Eulenspiegel der Kunstwelt. Mit Witz und Ironie nimmt er die Mechanismen des Kunstbetriebs aufs Korn. In seinen Arbeiten werden Lebensmittel im Supermarkt mit Pfeil und Bogen erbeutet. Eine TV-Wahrsagerin prophezeit den Gewinn eines Kunstpreises. Oder es werden Kunstwerke via Teleshopping angepriesen und zum Verkauf angeboten. Also nun auch bei CFA ein klassisches Verwirrspiel à la Jankowski?
Wie ein roter Faden zieht sich das Spiel mit den Rollen durch die Werke Jankowskis. Für die Videoarbeit „Dienstbesprechung“ von 2008 hat er die Mitarbeiter des Kunstmuseums Stuttgart gebeten, die Aufgabenbereiche anderer Mitarbeiter zu übernehmen. Wer welche Aufgabe erhält wurde im Losverfahren entschieden. So wurde der Aufseher zum Kurator und entschied, welche Arbeiten in der Werkschau zu sehen sind. Das ist einer von 120 Filmen, den Nina Hoss für das insgesamt 10stündige Filmprogramm ausgewählt hat. Schwerpunkt der Ausstellung bei CFA ist dann auch das filmische Werk des Künstlers. Dafür wurde extra ein Kinosaal in den Ausstellungsräumen installiert.
Neben Filmen zeigt die Ausstellung skulpturale und installative Arbeiten. Im größten der drei Ausstellungsräume ist beispielsweise das Kochstudio aufgebaut, in dem Jankowski vor mehr als 10 Jahren mit Alfred Biolek Suppe kochte. Mitten in der Ausstellung steht ein Bauzaun und schirmt einen Teil des Raumes ab. Die Installation „Unglaubliches Glück“ entstand zum 25jährigen Jubiläum der Deichtorhallen. Nur wer eine Holztreppe besteigt, kann sehen, was sich hinter dem Zaun abspielt. Von dem Ausstellungsplakat neben dem Eingang zur Galerie starrt einem Nina Hoss übergroß und gleich sechsfach an. Wieder ein Streich à la Jankowski: Die Berlinale steht vor der Tür und die Bekanntheit der Schauspielerin lockt sicherlich den ein oder anderen Besucher der Filmfestspiele in die Galerie. Gleichzeitig provoziert er und persifliert den zur Unkenntlichkeit abgenutzten Titel des Kurators.
Die Rolle der Kuratorin wurde in diesem Fall durchaus gelungen von der Schauspielerin ausgefüllt. Die Retrospektive – ein Ausstellungsformat, das im Übrigem Institutionen vorbehalten ist – gibt aufgrund der einfühlsamen Werkauswahl einen profunden Überblick über das bisherige Schaffen des Künstlers. Und Jankowski treibt mit subversivem Witz sein verwirrendes Spiel voran. Aus dem Spiegel über die bestehenden Verhältnisse, den er einem entgegenhält, lacht er uns mit feinem Spott an.
Christian Jankowski – Retrospektive 15. Januar bis 5. März 2016
CONTEMPORARY FINE ARTS
Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin
Öffnungszeiten Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 11–18 Uhr